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Speyer: Für die AfD ein Desaster – Für den Bündnisprotest ein voller Erfolg (mit Bildergalerien)

Für Chrupalla Pflichtprogramm und für alle anderen eine Enttäuschung

Eine angesichts der Mobilisierung und anwesenden AfD-Prominenz überschaubare Zahl an Besuchern fand sich zur Kundgebung der AfD auf dem Domplatz in Speyer am 19.11.2022 ein.
Es war die gewohnte Melange aus bekannten Reichsbürgern, allerlei rechtsoffenen s.g. Wutbürgern die man von verschiedenen Anlässen wie Querdenkerdemos bis Kandeler Frauenbündnis kennt.
Nicole Höchst, mal wieder mit höchst erregtem Gemüt arbeitet sich an Gegendemo und Kirchengeläut ab. Erst passt das Geläut zum Platz an dem „Kaiser gekrönt wurden“, fällt es ihr ins Wort, nervt es und das sagt sie auch. Sie will die bekannten Ängste vor Massenvergewaltigungen und importiertem Verbrechen und Gewalt gegen Frauen und Kinder schüren und nennt dazu völlig überzogene Zahlen.
Die Gegendemonstranten hält sie für „zum Großteil mit regierungsnahen Posten besetzt“. Was sie eigentlich sagen will, kommt im nächsten Satz:
„Die Antifa IST die Regierung“
Ja, schön wärs. Höchst erzählt noch dies und das, wischt sich den Schaum vom Mund und Schattner übernimmt.

Er wettert gegen die, Überraschung, Regierung die ja schon an der Banken- und später der Flüchtlingskrise, planvoll daran arbeitet den Staat runterzuwirtschaften. Übliche Stammtischfloskeln über Fachkräfte und Menschen die bequem in der sozialen Hängematte liegen. Letzteres ist ja dank Friedrich Merz auch mal wieder für Empörung gut. Ihn selbst
empört auch die „Antifa“ und als würde er mit seinem Spiegelbild sprechen ruft er den Gegendemontrant*innen zu: „demonstriert doch mal FÜR was, statt immer nur dagegen“ Zum Schluss wird er laut und krakeelt „Deutschland! Aber normal!“ ins Mikrofon.
Münzenmaier macht es auch nicht anders. Energiepreise, Lebensmittelpreise, Inflation. Er redet eine Dystopie herbei die nicht passiert. Solange Leute, die finanziell durch Mandate gut abgesichert, anderen Leuten die augenscheinlich finanziell nicht existenzbedroht da
stehen, sie wären existenzbedroht (na? Merkt ihrs?) funktioniert das ganze Gerede vielleicht in der eigenen Blase, doch darüber hinaus nicht.
Ich habe noch keinen Chrupalla bei den Tafeln gesehen und auch keine Höchst die im Frauenhaus echten Ängsten zuhört.
„Deutschland aber normal“ steht auf Pappherzen die viele halten. Tja, was ist schon normal. Auf diesen Kundgebungen nichts. Es werden ja im Grunde nur die Facebook Chroniken der vergangenen Wochen vorgelesen, inhaltlich gibt es nichts neues. Der so ersehnte und beworbene Wutherbst findet nicht statt, auch kein Wutwinter. Von den vielen Deutschlandfahnen an recht ausgewachsenen Holzstäben sind sie irgendwann selbst genervt, weil die beim Filmem stören, irgendwo weht eine bei Rechten inzwischen beliebte Gadsen-Flagge.

Chrupalla selbst war der müdeste Teil des Tages. Textbausteine aus dem Faschobaukasten füllen keine 10 Minuten Rede. Und weg war er. Das ging so schnell, dass einige sicher dachten er wäre nur kurz aufs Klo. Ist er vielleicht auch, wer weiß. Wäre ich ein glühender Faschist mit Fähnchen in der Hand, und ein paar Stunden dafür in miesem Wetter gestanden, ich wäre enttäuscht. Überhaupt war die bis 16 Uhr geplante Veranstaltung lange
vorher, nämlich schon nach rund 90 Minuten, beendet.
Dass es nur etwa 300 Teilnehmer*innen (von erwarteten 1000) waren kann man nicht mal aufs schlechte Wetter schieben, immerhin war der Parteivorsitzende am Platz. Speyer war für Chrupalla nur Pflichtprogramm und für alle anderen ein Rohrkrepierer.

(Bereits eine Woche davor erlitt die AfD bei ihrer Veranstaltung in Stuttgart eine herbe Schlappe. Ähnlich wenige TeilnehmerInnen waren gekommen. Der Gegenprotest war dort deutlich stärker vertreten gewesen. Anm. d. Red.)

 Bündnis war lautstark gegen Rassismus und die Demokratiefeinde der AfD

Die Stimmung auf unserer Kundgebung (mit gut 250 TeilnehmerInnen) gegen Populismus und heiße Luft von rechts war trotz Kälte und Regen prächtig. Mehr als 300 Menschen in Speyer haben gezeigt, dass sie mit den Hetzparolen der AfD nicht einverstanden sind. MdE Romeo Franz, MdL Michael Wagner, Nicholas Herbin, Alina Stassen, Hannah Heller u.v.m. hielten tolle, emotionale Reden, die das Publikum mitrissen. Dazwischen sorgten die Musiker um Hering für gute Laune.

Selbstverständlich respektiert das Bündnis für Demokratie und Zivilcourage Speyer das Grundrecht der AfD auf eine Kundgebung in unserer Stadt. Meinungs- und Versammlungsfreiheit gilt jedoch für alle. Deshalb ließen wir es uns nicht nehmen, lautstark kundzutun, was wir von der kruden, rassistischen, antidemokratischen Politik sowie den Hass- und Desinformationskampagnen der AfD halten.

Des Weiteren sei erwähnt, dass wohl nur wenige Menschen aus Speyer an der Kundgebung der AfD teilnahmen. Viele Besucher*innen der AfD wurden mit großem logistischem Aufwand u.a. aus Sachsen, Thüringen, dem Westerwald oder Hamburg nach Speyer gebracht – wie AfD-Sympathisanten und -Verbände selbst berichten. Dies entspricht der gängigen Masche von Rechtsradikalen und Rechtspopulisten, einen Zuspruch für ihre Kundgebung vorzutäuschen, der so in Speyer nicht vorhanden war.

„Wir bedanken uns bei allen die Teilnehmenden, die unsere Kundgebung unterstützt haben, bei allen Redner:innen, bei unseren Ordner:innen, dem Bistum Speyer für das schöne Glockengeläut und bei der Versammlungsbehörde sowie bei der Polizei für die gute Zusammenarbeit.“, so das Bündnis in einer Mitteilung.

Die beim Bündnis für Demokratie und Zivilcourage Speyer gehaltenen Reden sind hier nachzulesen:

https://www.buendnis-speyer.de/

Sämtlich Fotos von Fritz Wüste vom 19.11.2022 in Speyer gibt es hier:

https://www.flickr.com/photos/192762279@N07/sets/72177720303802305/with/52510433575/

(Text zur AfD-Veranstaltung: d.k. / Fotos: Fritz Wüste, d.k. und wie angegeben / Redaktion mit Bündnisinformationen: c.r.)